Eltern sind für Kinder, die regelmässig Sport betreiben, die wichtigste Stütze. Je grösser der Trainingsaufwand, desto mehr steigt der Druck. Selbständigkeit, Geduld, Disziplin, Fairness und die Fähigkeit, an körperliche Grenzen zu gehen, sind Eigenschaften, die in engem Zusammenhang mit dem Sport und auch der Leichtathletik stehen. Kinder brauchen Raum, um diese Fähigkeiten stets weiterzuentwickeln. Es ist eine grosse Herausforderung für Eltern, ihr Kind dabei optimal zu betreuen. Die wichtigsten Tipps dazu gibt es am Ende dieses Artikels.
Die Bereitschaft der Eltern, das eigene Kind auf dem sportlichen Weg zu begleiten, ist für dessen Entwicklung entscheidend. Denn der Sport kann eine grosse Investition bedeuten – finanziell, aber auch zeitlich. Eine zu hohe Leistungserwartung kann sich belastend auf das Kind auswirken. Werden Leistungserwartungen nicht erfüllt, können sogar Schuldgefühle und Ängste beim Kind entstehen. Es ist deshalb wichtig, den Spass zu fördern und damit die Motivation für den Sport zu erhalten.
Rollenklärung
Haben wir als Eltern nicht die schönste Rolle von allen Betreuerinnen und Betreuern im Umfeld unserer Kinder? Wir sind diejenigen, die sie in den Arm nehmen, sie herzlich drücken und trösten und ihnen auch einmal einen Kuss geben dürfen. Eltern haben eine Art Monopolstellung. Sie dürfen ihrem Kind diese herzliche und körperliche Nähe entgegenbringen. Sie kennen das wahrscheinlich: Ihr Kind ist nach einem Wettkampf enttäuscht, weil es nicht so gelaufen ist, wie es sich dies vorgestellt hatte. Eine Umarmung nach dem Wettkampf kann dem Kind dabei helfen, die eine oder andere schlechte Leistung zu verarbeiten. Es ist wichtig, dass sich Sporteltern über ihre Rolle Gedanken machen.
Zu Beginn hilft es, die eigene Elternrolle einzuordnen und auch abzugrenzen. Es ist zentral, sich mit der Trainerin oder dem Trainer abzusprechen und zu klären, wer wofür verantwortlich ist. Denn grundsätzlich sind sie es, die alle sportspezifischen Aufgaben übernehmen und nicht die Eltern. Was soll trainiert werden, wie sieht die Wettkampfvorbereitung aus, technische Korrekturen, Rückmeldungen zur Leistung, Wettkampfnachbesprechung – dafür ist die Trainerin oder der Trainer verantwortlich. Bei Engpässen der personellen Ressourcen kann es vorkommen, dass Eltern Teilaufgaben übernehmen. Umso wichtiger ist es, sich gut miteinander abzusprechen. Zu Missverständnissen kommt es häufig, wenn stillschweigende Annahmen getroffen werden.
Wirkung von Eltern
Wir kennen sie alle, gehören selbst aber natürlich nicht zu dieser Gruppe. Ich spreche von jenen Eltern, die Vereinen, Kampfrichtern und ihren Kindern mit falschem Ehrgeiz das Leben schwer machen. Wer seine Kinder auf dem sportlichen Weg begleiten und unterstützen will, sieht sich manchmal fast gezwungen, sich zu rechtfertigen. Denn diese Eltern, welche die Karriere ihrer Kinder mit falschem Elan vorantreiben, werfen ein schlechtes Licht auf den Nachwuchssport und das eigene Engagement. Die folgende Auflistung kann Eltern bei der Definition ihrer Rolle unterstützen.
Positive Wirkung
- Spass und Erlebnisse fördern
- ein motivierendes Klima schaffen, in dem Einsatz und Fortschritt stärker gewichtet werden als Resultate
- das Kind unabhängig von der Leistung lieben
- in logistischen und finanziellen Belangen unterstützen
- der Trainerin oder dem Trainer zur Seite stehen
- Perspektiven und Lebensgestaltung auch neben der Leichtathletik aufzeigen
Negative Wirkung
- Überidentifikation und Überengagement
- Desinteresse
- eigene Ambitionen in den Vordergrund stellen
- elterliche Unterstützung als persönliches Opfer darstellen
- kurzfristiges Denken sowie Fokus auf Klassierung und Resultate statt nachhaltige Entwicklung
- unsportliches und respektloses Verhalten an Wettkämpfen
- Konkurrenzdenken gegenüber andern Eltern und ihren Kindern
- fehlender Respekt gegenüber Trainerin, Trainer und Funktionären
Feedbackregeln
Wenn Eltern ihrem Kind nach dem Sport eine Rückmeldung geben möchten, dienen folgende
Anhaltspunkte zur Orientierung:
- Konstruktiv sein und Perspektiven für die Zukunft bieten.
- Beschreibungen statt Bewertungen und Interpretationen. Kritik sachlich äussern.
- Konkret sein, so dass das Kind das Feedback nachvollziehen kann.
- Die Ich-Botschaft für Beobachtungen und Eindrücke verwenden, so kann das Kind Rückmeldungen leichter annehmen.
- Positiv bleiben und daran denken, dass es schwierig ist, Kritik einzustecken.
Zusammenfassende Tipps
Eltern nehmen in der Begleitung ihres Kindes eine zentrale Rolle ein. Sie unterstützen es beim Einstieg in die Leichtathletik, übernehmen eine Vorbildfunktion und beeinflussen es als engste Bezugspersonen auf dem persönlichen und sportlichen Weg. Ohne grosses Engagement der Eltern ist eine positive Entwicklung des Kindes über den Sport oder gar eine sportliche Karriere kaum möglich. Nachfolgend ein paar Tipps, die Eltern in dieser wichtigen Rolle helfen können:
- Eltern sorgen für ein gutes Umfeld, indem sie die Selbständigkeit ihres Kindes fordern und fördern.
- Sie betrachten Erfolge als Geschenk und bauen keine belastenden Erwartungen auf.
- Sie machen die sportliche Karriere ihres Kindes nicht zum eigenen Projekt.
- Sie loben das Verhalten und nicht das Resultat.
- Eltern bleiben auch nach einem schlechten Wettkampf bewusst positiv und aufmunternd.
- Sie fördern Respekt und Fairplay und leben es vor.
- Sie nehmen die Leistung ihres Kindes wahr und vergleichen es nicht mit andern Kindern.
- Sportliche Defizite zu erkennen ist Aufgabe der Trainerin oder des Trainers.
- Erholung ist für das Kind von zentraler Bedeutung. Eltern unterstützen aktiv, dass Kinder zu genug Erholung kommen.
- Siege werden nicht glorifiziert und Niederlagen nicht dramatisiert.
- Eltern intervenieren während eines Wettkampfs nicht mit Coachingtipps.
- Gute Sporteltern versuchen stets positiv auf Ihr Kind zu wirken – auch in Stresssituationen beim Wettkampf.
Weitere spannende Informationen zum Thema
«Familienratgeber Sport – ein Buch für Eltern von Sportverrückten und Sportmuffeln» von Anna Sax, Atlantis Verlag
«Erlebnis vor Ergebnis», Swiss Olympic
«Kinder und Jugendliche im Leistungssport – eine Herausforderung für Eltern und Trainer», ein pädagogisch-psychologischer Leitfaden von Martin K. W. Schweer, Peter Lang GmbH
Positive Coaching Alliance, Parent/Coach Conflict
Diese Informationen zum Thema wurden vom Autor im Rahmen des Projekts «Sporteltern» des Sportamts des Kantons Zürich erarbeitet und publiziert und für diese Ausgabe in leicht modifizierter Form aufbereitet.
von Andreas Cueni
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